Historie

Foto: Michael Dammer

Die Ersterwähnung der St.-Anna-Kapelle war im Jahre 1555.
Aus der Zeit vor der Reformation (1517) wird allerdings, ohne die Kapelle namentlich zu erwähnen, über Andachten vor einem Hagelkreuz berichtet.
Wo allerdings dieses mehrfach bestätigte Hagelkreuz gestanden hat, kann nur vermutet werden.
Die vorhandenen Dokumente geben einen Einblick über die Verwendung der Kapelle, von ihrer Ersterwähnung bis zur Vernichtung im Jahre 1633, es ist die Zeit des 80-jährigen Krieges (1568 – 1648.)
Viele Beter aus der Umgebung des kurkölnischen Amtes Rheinberg nutzten diese Kapelle für ihre Gebete und Prozessionen auch als Wallfahrtskapelle an unterschiedlichen Tagen im Jahr.

 

Dargestellt wird das Hagelkreuz auf dem St. Anne bergh

Nach der Widererrichtung der Kapelle (Einweihung 1774) blieben aber die Beter aus den kurkölnischen Randbezirken Rheinbergs, (Altfeld, Hoerstgen, Rossenray) dem Kapellen Neubau fern.
Vor der Reformation (1517) war an jedem Freitag eine Andacht in der Kapelle, im 18. und 19. Jahrhundert nur noch an einzelnen Tagen, und zwar an Allerseelen, St. Anna (26.07.) und am Tage der Kreuz Erhöhung (14. September).

Der Kapellenbau wurde aber nicht nur für kirchliche Zwecke genutzt.
Wichtige Ereignisse im Jahr waren auch die verschiedentlich durchgeführten Ratssitzungen der Stadtverwaltung in der Kapelle, die damaligen Ratsherren nannten sich „Ratsverwandte“.
Die Händler und Landwirte, die in die Stadt wollten, hörten sich erst einmal in der Kapelle die neuen kurkölnischen und städtischen Verordnungen an.

Im Jahre 1819 begann eine Diskussion über die Verlegung des um die katholische St. Peter- Pfarrkirche gelegenen uralten Friedhofes.
Diesen katholischen Friedhof verlegte man 1833 zum Annaberg.
Ausgeführt worden ist er in Form einer Parabel um den Kapellenhügel.
Der Hauptgrund für die Verlegung waren die nach dem Wiener Kongress 1815 erlassenen neuen hygienischen Vorschriften über eine Beerdigung.
Friedhöfe sollten grundsätzlich weit außerhalb der Stadtmauer oder anderer Festungsanlagen angelegt werden.
Ein weiterer Grund für Rheinberg war natürlich die Enge rund um den Kirchbau.
Hier wurde über Jahrhunderte hinweg beerdigt.
Im Jahre 1968/69 trat die Stadt Rheinberg dann an die evangelische Kirchengemeinde, die ihren Friedhof an der Xantener Straße hatte, heran.
Die Stadtväter wollten für die Stadt einen einzigen Friedhof, es sollte die Fläche um die St. Anna – Kapelle sein, der Friedhof an der Xantener Straße wurde dann aufgegeben.

Nach dieser Verlegung noch im Jahre 1969 schloss die Stadt Rheinberg mit den Vertretern beider Kirchen einen Vertrag über die gemeinschaftliche Nutzung der Kapelle ab, es sollte also eine Kapelle werden, an der die entsprechenden Beerdigungsfeierlichkeiten beider Konfessionen gleichberechtigt durchgeführt werden konnte.

Zu einer Beerdigungsfeierlichkeit gehört natürlich auch ein Platz, ein Aufbewahrungsraum für den Sarg.
Im Jahre 1902 wurde in den Kapellenhügel hinein ein Verlies gebaut, es diente zur Aufbewahrung von Gerätschaften, aber auch als Leichenkammer, aus der Kirchenkasse floss eine Summe von 693 M (Reichsmark) diesem Projekt zu.

Im gleichen Jahr (1902)   ließ Herr Hubert Underberg vor dem Verlies eine kunstvolle Grotte aus Tropfenstein (Krotzenlava) erbauen.
Sichtbar eingebracht in die Grotte wurde ein Bildnis der schmerzhaften Mutter mit dem im Grabe liegenden Jesus.
Beide, die Pieta und der „liegende Jesus“, hatten vorher ihren Platz in der St. Peter Kirche.
An den Hügelabhängen pflanzte man Koniferen, diese Aktion kostete 215 M.

Heute, im Jahre 2020, befinden sich die Pieta sowie der Originale „liegende Jesus“ in der St. Anna Kirche, diese künstlerischen Arbeiten sind einfach zu wertvoll, um sie weiter den Unbilden der Natur zu überlassen.
Als Kopie sehen wir unten den „liegenden Jesus“, sowie oben auf einem Podest, allerdings erst im Jahre 2021, die Pieta aus Styropor.